Die Bildungsfahrt im Sommersemester führte die JEF Konstanz dieses Mal in das Herz der Europäischen Union, in die belgische Hauptstadt Brüssel. Diese besticht nicht nur durch das Zusammenkommen und -leben Menschen aller Nationen, sondern auch durch den Sitz der wichtigsten EU-Institutionen, darunter den Europäischen Rat und die Europäische Kommission.
Nach einer anstrengenden Busreise aus dem sonnigen Konstanz checkten wir am Montagabend in einem zentral gelegenen Hostel in der Brüsseler Innenstadt ein, welches auch fußläufig zum Europaviertel war, sodass wir alle Besuche der europäischen Institutionen ohne den Einsatz von Bussen und Bahnen machen konnten. Den ersten Tag ließen wir in der Brüsseler Altstadt ausklingen. Am Dienstag begann das vielseitige und spannende Programm mit der Besichtigung der Kommission, wo wir von unterschiedlichen Mitarbeitern über die Aufgaben und Pflichten der „Regierung“ Europas informiert wurden. Dabei ging es zum Beispiel um die zukünftige Erweiterungspolitik der EU, die Entwicklungszusammenarbeit und das Ergebnis der Europawahlen 2019. Wir bekamen sogar am Ende der Vorträge die Möglichkeit die oberste (13.) Etage des Berlaymont zu besichtigen, des sogenannten „Ufos“, in welcher die Kommissionspräsidentin und ihre Kommissarinnen und Kommissare tagen. Durch die anschaulichen und unterhaltenden Berichte der Referenten erhielten wir einen wunderbaren Einblick in die vielleicht wichtigste Institution der Europäischen Union und lernten, dass wir uns mit der ehemaligen Parlamentsabgeordneten Ingeborg Grässle eher nicht anlegen sollten.
Ein weiterer Höhepunkt am Abend des Tages war das Zusammenkommen mit Evelyne Gebhardt, welche uns schon im Europawahlkampf in Konstanz einen Besuch abgestattet hatte und ihren ganz persönlichen Einblick in das Spiel der Mächte in den europäischen Institutionen gestattete.
Der darauffolgende Tag war nicht minder ereignisreich, da wir nach einem Aufenthalt beim Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), wo uns die Kunst des Vortragens in ganz besonderer Weise zugutekam das „Herzstück“ der europäischen Demokratie, das europäischen Parlament, besichtigten. Im Plenarsaal des Parlaments durften wir den Vorbereitungen für die kommende Legislaturperiode zusehen und erwischten den Präsidenten des Parlamentes Antonio Tajani bei seiner Begrüßungsaufnahme für die neugewählten Abgeordneten des Parlaments, wobei er sich in einer kurzen Auszeit Zeit nahm einige Fragen unsererseits zu beantworten und die Komplexität der Dolmetscherstruktur erklärte.
Somit fehlte uns nach zwei erlebnisreichen Tagen noch die dritte wichtige Institution der Europäischen Union, der „Rat“, wo sowohl die Minister als auch die Regierungschefs Mitgliedsstaaten zusammenkommen, um über die zukünftige Ausrichtung der EU zu verhandeln und das Parlament und die Kommission mit weitreichenden Entscheidungen zu umgehen. Auch hier erhielten wir durch einen anschaulichen und interaktiven Inputvortrag einen guten Einblick in die Arbeit des Rates und konnten zumindest mit einigen unserer Vorurteile gegenüber der Arbeit des Rates reinen Tisch machen. Mit dem anschließenden Besuch des „Hauses der europäischen Geschichte“ erweiterte sich unsere bisherige Sichtweise auf Europa mit der überwältigenden Masse an Informationen über den geschichtlichen Kontext Europas, die dieses Museum zu bieten hat auf eine historische Perspektive. Man sollte jedoch von einem Kauf eines Europaregenschirms im Museumsshop dringend abraten!
Am letzten Tag der Bildungsfahrt bekamen wir einen Einblick in das NATO Hauptquartier, welches sich ebenfalls in der Nähe von Brüssel befindet. Dieser Programmpunkt hatte zwar einen geringeren Bezug zur Europäischen Union, ist jedoch ebenfalls hochinteressant, wenn man die zukünftige militärische und sicherheitspolitische Zusammenarbeit der Europäischen Union und die damit verbundene enge Verflechtung mit der USA und der Türkei betrachtet. Bei einem gemütlichen Zusammensein in einem der Besprechungsräume innerhalb der NATO-Zentrale verfeinerten wir unsere diplomatischen Skills, was uns besonders bei dem Verteidigen von Kleidungsstücken sicherlich zu Hilfe kommen wird. Nach einem Besuch in der mehr als empfehlenswerten Kantine des Hauptquartiers blieben uns noch einige freie Stunden, die hauptsächlich mit dem Erkunden von Brüsseler Sehenswürdigkeiten oder mit dem Ausprobieren von neuartigen Elektrorollern verbracht wurden.
Schlussendlich war die Fahrt nach Brüssel für alle Teilnehmer ein großer Erfolg, da aufgrund der gelungenen Organisation, den gut vorbereiteten Referenten und der gegenseitigen Zuverlässigkeit viele neu gewonnene Eindrücke und Informationen über die Europäische Union mitgenommen werden konnten.